Historisches: Ein Rückblick
Ein Blick auf die Geschichte der evangelisch-reformierten Gemeinde ist nicht möglich ohne eine Berücksichtigung der christlichen und historischen Entwicklungen der Stadt und des Umlands. Denn die Geschichte der Stadtkirche auf dem Hallenbrink reicht weit zurück vor die Zeit der Reformation und der Ausbreitung des Protestantismus – sie ist Teil einer wechselhaften regionalen Kirchen- und Stadtgeschichte.
Mehr… Weniger…Die Anfänge – Christianisierung im lippischen Nordosten
Seit 680 missionierte der Heilige Kilian, ein irischer Wanderbischof und Missionar, im Frankenlande, der zusammen mit seinen Gefährten Kolonat und Totnan 689 bei Würzburg ermordet wurde.
Seine Gebeine liegen im Neumünster zu Würzburg begraben. Um 780 übergab Karl der Große die Sachsenmission, die bis dahin von Fuldaer Mönchen getragen worden war, den Würzburger Bischöfen. Die von ihnen ausgehende Mission stand unter dem Patronat des Heiligen Kilian. Die alten Kilianskirchen im ostwestfälischen Raum, in Paderborn, Lügde, Höxter, Stadtoldendorf, Exter und Schötmar, der Muttergemeinde der Salzufler Kirchengemeinde, reichen in jene Zeit zurück.
Mehr… Weniger…Christliche Welt des Mittelalters
Um 1400: Die Stadt platzt aus den Nähten. Zu viele Menschen, zu wenig Raum. Viele verdienen kaum das Nötigste, so mancher muss betteln gehen.
Die Handwerker haben sich in Zünften zusammengeschlossen. Damit hat sich ihre Stellung verbessert. Für jedes Gewerbe gibt es eine Zunft und nur wer ihr angehört, darf das Handwerk betreiben. Im Handwerkerviertel hat jede Zunft ihre eigene Straße. So gibt es eine Glockengießerstraße, eine Böttcherstraße, eine Webergasse und viele andere. In der Torstraße wohnen die Schmiede.
Mehr… Weniger…Das Kirchspiel Schötmar im Mittelalter
Das Kirchspiel war weitläufig und die Wege zum Gottesdienst beschwerlich. Darum ist es verständlich, wenn sich im Laufe der Zeit um die Kilianskirche ein Kranz von Kapellen bildete.
Die wichtigste der Filialkirchen war die auf dem Hallenbrink in Salzuflen, aus der die bis heute bestehende reformierte Pfarrkirche bzw. Stadtkirche geworden ist. Auch in Retzen und Hovedissen sowie auf dem Amtsmeierhof Bexten und Vinnen standen Kapellen. Aus der letztgenannten kam eine Glocke in die reformierte Kirche zu Salzuflen, wo sie bis 1917 hing.
Mehr… Weniger…Wirtschaftliche Situation Salzuflens
„Iufeln, dat Soltfatt“ - mit diesem Wort ist die Geschichte, das Wesen und die Bedeutung Salzuflens knapp und klar umrissen. Das Salz bestimmte Geburt, Name und Geschick der Siedlung an der Salze über viele Jahrhunderte.
Das Salzwerk wurde 1048 erstmals erwähnt. In dem Wappen der Stadt, dessen älteste, Form aus dem Jahre 1412 stammt, fand dieses Wort auch seinen sinnfälligen und bildhaften Ausdruck: die Salzkristalle und der Brunnen. Der alte Name Soltuflen wurde gedeutet als „Ort an der Salzequelle, hinab zum engen Durchgang durch sumpfiges Gelände.“ Urkundlich tritt uns der Name Soltuflen seit dem 10. Jahrhundert entgegen, um in den Heberegistern der Abtei Herford später häufiger zu erscheinen.
Mehr… Weniger…Kirchbau in Salzuflen
Die Ufler Siedlungen wurden bei einer Neuordnung der Aufsichtsbezirke innerhalb des Bistums Paderborn am 31. Januar 1231 dem Kirchspiel Schötmar zugeteilt.
Ob allerdings auch schon gleich auf dem Hallenbrink eine Kapelle errichtet wurde, ist unsicher. In einigen Orten der weit ausgedehnten Parochie Schötmar lagen einige kleine Kapellen, die auch älteren oder kranken Menschen die Möglichkeit gaben, an gelegentlichen Messen teilzunehmen.
Mehr… Weniger…Reformation (1531‑1556)
In den Jahren zwischen 1531 und 1556 war Anton Giesenbier, der einer angesehenen und begüterten Salzufler Familie angehörte, Pfarrherr in Schötmar und in dieser Eigenschaft auch zuständig für Salzuflen.
Bis 1539 übte er sein Amt tatsächlich aus, später zog er, dem katholischen Glauben treu bleibend, sich zurück und ließ sich von Pfarrgehilfen vertreten. Er bewirtschaftete seine Äcker, griff aber zuweilen immer wieder einmal in die Geschicke seiner Gemeinde ein. Seit 1520 wohnte er in seiner Vaterstadt, wo noch heute das von ihm erbaute Haus am Hafermarkt mit der Bauinschrift „D. Anthonius Geisenbeir fieri me fecit ‑ 1520“ (Herr A. Giesenbier ließ mich bauen) an ihn erinnert.
Mehr… Weniger…Ablösung von Schötmar und Verselbständigung Salzuflens
Als Salzuflen sich durch seine Salzquelle zu Reichtum und Blüte entwickelt hatte, wurde das Interesse einer eigenständigen Parochie immer stärker.
So bemühten sich die Bürger, durch namhafte Stiftungen die Pfarrherren von Schötmar zur Abhaltung regelmäßiger Gottesdienste in ihrer Kapelle zu verpflichten (1421, 1444, 1477).
Mehr… Weniger…Salzwerkbettag
Mit Sorge beobachtete man 1515, dass die Solequellen – wohl in Folge mangelnder Sauberhaltung – spärlicher wurden. Die Salzufler mussten das baldige Versiegen ihrer Lebensgrundlage, des „Soltsots“ (Salzbrunnens) befürchten.
Neben einer gründlichen Reinigung und einem Umbau des Brunnens bekam die Ausschachtung (etwa 10 m tief) einen hölzernen Grund und dichte Bohlenwände, um das kostbare Quellgut vor erneuten Verunreinigungen zu schützen.
Mehr… Weniger…Die sieben lutherischen Pfarrer in der Salzufler Kirche
Von Herford aus kamen erste reformatorische Impulse der Reformation auch nach Salzuflen.
Die aus dem Lippischen stammenden »Doktoren der Theologie«, die Augustinermönche Johannes Dreier (Lemgo), Gottschalk Kropp (Bega) und der spätere Salzufler Pfarrer, der Franziskaner Johann Karstian (auch Christianus genannt), waren wortgewaltige Prediger der neuen Lehre und zogen viele Salzufler und Lemgoer Bürgerinnen und Bürger zu sich in die Gottesdienste.
Mehr… Weniger…Einführung der reformierten Konfession
Es ist schon von Graf Simon V. berichtet worden, der als treuer Katholik sich bis zu seinem Tode gesträubt hatte, die Lehre Luthers anzuerkennen.
Sein Sohn, der nach langen Jahren der Vormundschaft als Graf Bernhard VIII. zur Regentschaft gelangte, war erster lutherischer Landesherr in Lippe. Dessen Sohn, der bedeutende und vielseitige Graf Simon VI., gewann Lippe in der sogen. zweiten Reformation für den Calvinismus.
Mehr… Weniger…Von „des Kirchenturms erbauwunge“
Im Stadtarchiv befindet sich als ein besonders wertvolles Stück ein altes Stadtbuch, dessen erste Eintragungen in die Zeit von 1368 zurückreichen.
Die ältesten Salzufler Bürgerverzeichnisse, Ratsbeschlüsse, Käufe und Verkäufe durch die Stadt und richterliche Urteile sind darin aufgezeichnet. Auch mancherlei Berichte und Notizen aus frohen und trüben Tagen unserer Vorfahren haben darin ihren Niederschlag gefunden. Einer der interessantesten Abschnitte ist der „Contract wegen des Kirchenturms erbauwunge“
Mehr… Weniger…Schicksale einer Kirche, der Brand vor 200 Jahren
Beim Bau des sehr hohen Kirchturmes im Jahre 1616 scheinen zwei bautechnische Gefahren nicht berücksichtigt worden zu sein: die Gefährdung durch Blitzeinschlag und der schnelle Verschleiß der steilen Ziegelbedachung.
Beides bereitete der Stadt viele Probleme. In den Jahren 1706, 1714 und 1722 hatten Bürgermeister und Rat, wie das Stadtbuch berichtet, das Turmdach genau prüfen und durch einen Ziegeldecker wieder ausbessern lassen.
Mehr… Weniger…Der Wiederaufbau in schwerer Zeit
Nach dem Brand war der Hallenbrink bis an die Osterstraße eine einzige Trümmerstätte, abgesehen von einem massiven Steingebäude am Markt (heute Brand), das in Zukunft Pfarrhaus wurde. Von der Kirche standen nur noch die Umfassungsmauern und der 25 m hohe Turmsockel. In dem Kollektenbuch wird darauf hingewiesen, dass die hiesige Stadt und Gemeinde, welche in dem noch nicht beendeten 7‑jähr. Kriege ohnehin viele Drangsale erlitten hatte, die Kirche und die anderen öffentlichen Gebäude aus eigenen Mitteln nicht wiederherstellen könne.
Mehr… Weniger…Aus dem kirchlichen Leben in früheren Jahrhunderten
Das Gemeinschaftsleben in Salzuflen war immer zutiefst vom christlichen Geist durchdrungen, und die Sorge für die Innehaltung der göttlichen Gebote und für die Achtung der kirchlichen Einrichtungen lag beim Rat der Stadt, der nicht allein der finanzielle Träger von Schule und Kirche, sondern auch ihr rechtlicher Vertreter war.
Die Statuten der Stadt und der Schützengilde, sowie die vom Stadtrichter verhängten Strafen bei Missachtung der Gebote und der Gottesdienste sind alle getragen von der Überzeugung, dass Glaube und Gottesfurcht die sittlichen Grundlagen aller staatlichen Einrichtungen sind.
Mehr… Weniger…Quellen:
- Stadtarchiv
- Kursbuch Religion
- Lipp. Regesten II + III
- Unsere lippische Heimat
- O. Pölert, Chronik von Salzuflen
- O. Pölert, Die reformierte Kirche auf dem Hallenbrink
- Festschrift der ev.-ref. Kirchengemeinde Schötmar „1200 Jahre Kilianskirche“.
Weitere Texte und Themen mit der vollständigen Quellenangabe enthält die gedruckte Ausgabe der Festschrift, erhältlich in Restexemplaren gegen einen Kostenbeitrag im Gemeindebüro.