Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde

Unterschiedliche Epochen

Bei der Stadtkirche in Bad Salzuflen passen äußeres Aussehen und innerer Kirchenraum nicht zueinander. Sie entstammen unterschiedlichen Stilepochen.

Der Kirchenraum wurde in nur drei Jahren, 1763-1765, als spätbarocker Saal unter Einbezie­hung der Außenmauern der Vorgängerkirche errichtet. Am 5. November 1762 war ein Blitz in den Kirchturm eingeschlagen und hatte diesen in Brand gesetzt. Durch das sich ausbreitende Feuer wurden  die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule, das Armen­haus, die Wohnungen der Lehrer sowie weitere 13 Privathäuser zerstört.

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Kollektenbuch von 1763-1766

Der Wiederaufbau der Kirche hatte den Ort vor große finanzielle Probleme gestellt. Der siebenjährige Krieg hatte die Bürger durch Sonderabgaben sehr belastet, und das Salzwerk war seit dem Dreißigjährigen Krieg nicht wieder zu wirtschaftlicher Blüte gelangt.

Um den Wiederaufbau finanzieren zu können, veranlasste die Gemeinde – damals identisch mit der politischen Gemeinde – eine „Kollekte“ in Hamburg, Celle und Braunschweig. Das Kollektenbuch von 1763 - 1766 ist im Stadtarchiv erhalten.

Ausgewogener Gesamteindruck

Den Bau der Kirche leitete Archivrat Johann Ludwig Knoch, der in den ersten Jahren seiner Anstellung beim lippischen Grafen zugleich das Bauwesen leitete. (In seiner früheren Tätigkeit für den Grafen von Solms-Braunfels war er Baudirektor gewesen und hatte die Kirche in Wölfersheim fertiggestellt.)

Sein Entwurf für eine prachtvolle Barockkirche wurde nicht verwirklicht. Viele seiner in den „Monita …“  festgehaltenen Anweisungen wurden dagegen ausgeführt.

So ist der Kirchenraum jetzt ein Saal von 23 Metern Länge (von Turmwand bis Kanzelwand), einer Breite zwischen 12,90 Metern (vor dem Turm) und 14,30 Metern (im Chor), sowie der Höhe von 9,30 Metern  (7,35 Meter bis zum umlaufenden Gesims).

Um diese Ausmaße zu erreichen, wurden der Chor nach Osten hinausgeschoben und die Seitenwände um etwa 1,80 m höher gezogen. Diese neuen Maße sind durch „harmonische Teilung“ entstanden und tragen dazu bei, dass der Raum beim Besucher einen ausgewogenen Gesamteindruck hervorruft.

 

 

Kanzel und Abendmahlstisch heute

 

 

 

 

Hängewerk aus der Barockzeit

 

 

Stabiles Hängewerk

Das Überspannen des Raumes von rd. 14 m Breite und 23 m Länge mit einer flachen Decke erforderte eine spezielle Dachkonstruktion in Form eines in sich stabilen Sprengwerks. Daran ist die Decke über ein zweifaches Hängewerk aufgehängt. Dadurch wird die Decke ohne Durchbiegung waagerecht gehalten. Zugleich wird das Gewicht von Dach und Decke senkrecht auf die Außenwände übertragen.

Wesentliche Teile der Konstruktion sind die gut 15 m breiten Dreiecke, von denen eins in der Zeichnung dargestellt ist. Sie wechseln ab mit fast gleichen Dreiecken, bei denen ein waage­rechter Rundbalken als Zuganker ein Auseinanderspreizen der Sparren verhindert

Die letzte große Umgestaltung

Die Spitzbogenfenster wurden bei der letzten großen Umgestaltung der Kirche am Ende des 19.Jahrhunderts eingesetzt; denn der Zeitgeschmack des „Historismus“ verlangte Kirchen im gotischen Stil. So wurde die Kirche unter Pastor Ubbo Hobbing nach dem Entwurf des ´Salzufler Architekten Fritz Seiff im Jahre 1892 „modernisiert“.

Bei diesem Umbau wurden auch Teile der Südwand und die Ostwand verändert. Es wurden das südliche Eingangsportal errichtet und im Osten die Sakristei (jetzt nicht mehr benutzt) sowie im Westen die Eingangshalle (jetzt Sakristei) angebaut. Um den äußeren Eindruck eines gotischen Gebäudes abzurunden, ergänzte man „fehlende“ äußere Strebepfeiler. Weitere Umgestaltungen erfolgten 1962 und 1982.

Die barocken Kronleuchter sind Stiftungen von Bürgern. Der linke zehnarmige Leuchter, gestiftet 1621, stammt aus der abgebrannten Kirche, rechts hängt eine Kopie. Der 24-armige Leuchter und der Leuchter im Turm wurden 1782 der Kirche geschenkt

Quellen:
Kollektenbuch von 1763-1766,  Stadtarchiv Bad Salzuflen,  A Nr. 841
„Monita in Ansehung des gantzen Kirchbaus zu Uffeln“, Fragment, Stadtarchiv Bad Salzuflen

 

 

Fensterentwurf 1763
Autor: Fritz Altenhöner